Truhe Schweiz/Süddeutschland um 1480

Ob Tunika, Topfhelm oder Brogans, hier wird es gezeigt und diskutiert.

Moderator: troupier suisse

Re: Truhe Schweiz/Süddeutschland um 1480

Beitragvon Seegras am Mo 07 Dez, 2009 23:34

Was noch zu bemerken ist, ist die Farbe auf mittelalterlichen Bildern. Da hats öfters sehr helle Truhen drauf, was nicht wirklich auf Eiche deutet.

Aber eben, Eiche ist das was überlebt, Nadelholz nicht. Eiche ist insofern auf der "sicheren" Seite, weil tadellos belegt.
Honi soit qui mal y pense
Benutzeravatar
Seegras
Living Historian


Beiträge: 1419
Registriert: Do 29 Dez, 2005 20:05

Re: Truhe Schweiz/Süddeutschland um 1480

Beitragvon zellerin am Di 08 Dez, 2009 21:51

Ich weiss, das hat nicht wirklich etwas damit zu tun...aber der Glockenstuhl des Freiburger Münsters von 1291 ist aus Weißtanne.
Ich kenn mich (leider) bei Bauten besser aus, aber auch dort würde man denken, dass hauptsächlich Eiche eingesetzt wurde. (Und die Tanne in den Schwarzwald erst viel später kam ;-)
Benutzeravatar
zellerin
Gelehrter


Beiträge: 272
Registriert: Sa 12 Jan, 2008 19:45
Wohnort: Karlsruhe

Re: Truhe Schweiz/Süddeutschland um 1480

Beitragvon simonscots am Mi 09 Dez, 2009 07:15

Hallo, ich kenn das Freiburger Münsters nicht aber da könnte es auch an der Rohdichte des Holzes liegen. Die ist bei Eiche fasst doppelt so hoch.
Aber das ist eine anderes Thema.

Gruß Simon
Benutzeravatar
simonscots
Rekrut


Beiträge: 22
Registriert: Mo 30 Nov, 2009 14:17
Wohnort: Memmingen

Re: Truhe Schweiz/Süddeutschland um 1480

Beitragvon Varuna am Mi 09 Dez, 2009 08:54

Heyhey..

Also für das Schweizer Mittelland und die Bergregionen gibt es für Ende 15. Jhr.eine ganze Menge Belege für Truhen aus Arvenholz (Zirbelkiefer). Bei meinen Recherchen bin ich, von den erhaltenen Truhen die das Landesmuseum archiviert hat, auf eine Ausbeute von etwa halb Arven-, halb Eichentruhen gestossen. Nur sieht man Arvenholz eben an, dass es keine Baumarkttanne ist, aber es wäre zumindest eine Erklärung für das helle Holz auf Abbildungen..

gruss, Céline

http://www.constaffel-zuerych.ch/


Lästern ist keine Todsünde!
Benutzeravatar
Varuna
Mittelalter


Beiträge: 693
Registriert: Mi 13 Dez, 2006 10:48
Wohnort: Zürich

Re: Truhe Schweiz/Süddeutschland um 1480

Beitragvon Hifu am Do 10 Dez, 2009 14:03

Hoihoi

Ich würde jetzt mal wagen zu behaupten, dass alle Hölzer mit der Zeit recht dunkel werden. Meine Tannenkiste aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts ist durch die Alterung und den feinen Dreck, der sich auf und in der Oberflächenschicht des unbehandelten Holzes ansammelte, doch recht dunkelbraun geworden.

Wenn ich mich auf den Standpunkt stelle "die waren ja auch nicht Dumm", dann erwarte ich eigentlich, das viele Möbel aus der billigeren und einfacher zu bearbeitenden Tanne waren. Die Halten halt nicht so lange und die stehen dann halt auch meist nicht "im Schloss" sondern in den Hütten der einfacheren Leute, die seit dieser Zeit schon 10 mal Aufgebaut und wieder niedergerissen wurden (die Häuser, nicht die Leute - obwohl auch ich nicht mehr so schön aussehe, wenn ich vier mal gebrannt habe). Mit Eiche ist man halt einfach auf der sicheren Seite.

Wie stand es eigentlich mit der Behandlung?

Grüessli, Hifu
Benutzeravatar
Hifu
Mittelalter


Beiträge: 190
Registriert: Mo 23 Jul, 2007 16:25
Wohnort: Bertschikon bei Gossau

Re: Truhe Schweiz/Süddeutschland um 1480

Beitragvon Andrej Pfeiffer-Perkuhn am Do 10 Dez, 2009 20:01

Inwiefern passt "die waren ja nicht doof damals" zu Möbeln aus Weichholz? Eigentlich so gar nicht. Was jetzt nicht heißen soll das es keine solchen möbel gab, es gibt genug Beispiele. Aber Hölzer wie Buche und Kiefer wurden erst mit der modernen Möbelindustrie zu gefragten Hölzern.

Es gibt einfach für verschiedene Zwscke unterschiedlich geeignete Hölzer und stabile Hölzer kann man durchaus dünner verwenden als weniger stabile. Ich würde mich an die Vorlagen halten und nicht versuchen mit einer Logik die gar nicht die Zwänge und Kenntnisse der damaligen Schreiner berücksichtigen kann, an die Sache heran zu gehen.
Benutzeravatar
Andrej Pfeiffer-Perkuhn
Anfänger


Beiträge: 86
Registriert: Sa 16 Mai, 2009 09:05
Wohnort: Münzenberg, Hessen, Deutschland

Re: Truhe Schweiz/Süddeutschland um 1480

Beitragvon zellerin am Fr 11 Dez, 2009 01:21

Zwecks Möbelbehandlung habe ich einmal einen lustigen Hinweis aus dem 15. Jh gelesen, den ich einmal ausprobieren wollte - das Färben von hellem Holz mit Zwiebel (ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich die Quelle nicht auswendig weiss...muss ich erst etwas suchen). Ich fand an diesem "Ratschlag" allerdings sehr interessant, dass der Eindruck von dunklerem Holz durchaus erwünscht und mit Färbemitteln nachgeholfen wurde. (Sobald ich etwas Zeit zum Suchen und Finden habe werde ich die Quelle hier posten)
Benutzeravatar
zellerin
Gelehrter


Beiträge: 272
Registriert: Sa 12 Jan, 2008 19:45
Wohnort: Karlsruhe

Re: Truhe Schweiz/Süddeutschland um 1480

Beitragvon simonscots am Fr 11 Dez, 2009 07:52

Das ist interessant! Wäre nett wenn Du die Quelle finden würdest.

Gruß Simon
Benutzeravatar
simonscots
Rekrut


Beiträge: 22
Registriert: Mo 30 Nov, 2009 14:17
Wohnort: Memmingen

Re: Truhe Schweiz/Süddeutschland um 1480

Beitragvon Chrigu am Fr 11 Dez, 2009 09:38

Bin kein Förster oder sonstiger Holzwurm...

Aber schaut euch mal einen alten Mischwald, wie er hier für diese Region typisch ist, an... z.B. den Sihlwald. Wenn man da die Verteilung der verschiedenen Baumartbestände anschaut sind Nadelhölzer wesentlich weniger vertreten als bei den heutig bewirtschafteten Wäldern. In der heutigen industrialisierten und überbevölkerten Welt spielt das Wachstum eine sehr grosse Rolle, da wir eine viel grössere Bevölkerungsdichte und weniger Wald haben ist es immer wichtiger, dass die Ressourcen schnell nachwachsen... Dieses Ressourcenproblem war imho hierzulande im Mittelalter nicht so gravierend wie heute... muss mal in meinem Jagdbuch nachschauen, wie da auf den Abbildungen die Verteilung zwischen Laub- und Nadelhölzern war. Aber ich gehe davon aus, dass zu dieser Zeit weniger ein Ressourcenproblem ausschlaggebend war für die Wahl des Holzes als viel mehr die Eigenschaften des Materials.

So, nun hab ich genug Halbwissen verbreitet... aber evtl. den ein oder anderen Anhaltspunkt für neue Überlegungen gegeben.

Gruss
Chrigu
Benutzeravatar
Chrigu
Mittelalter


Beiträge: 13
Registriert: Di 15 Sep, 2009 07:32
Wohnort: Bern

Re: Truhe Schweiz/Süddeutschland um 1480

Beitragvon Hifu am Fr 11 Dez, 2009 10:17

Hoi Chrigu

Chrigu hat geschrieben:Aber schaut euch mal einen alten Mischwald, wie er hier für diese Region typisch ist, an... z.B. den Sihlwald. Wenn man da die Verteilung der verschiedenen Baumartbestände anschaut sind Nadelhölzer wesentlich weniger vertreten als bei den heutig bewirtschafteten Wäldern.


Durchaus ein Argument! Interessant wäre dann obs im Alpenraum anders war. Ab bestimmten Höhenlagen sind auch auch im Mittelater wohl die Nadelbäume dominant :) Ob mann da einen Unterschied zwischen Mittelland und Alpen feststellen könnte? Die hohen Lagen waren wohl zwar eher weniger bewohnt als bestossen - im Gegensatz zu heute.

Gruss, Hifu
Benutzeravatar
Hifu
Mittelalter


Beiträge: 190
Registriert: Mo 23 Jul, 2007 16:25
Wohnort: Bertschikon bei Gossau

VorherigeNächste

Zurück zu Uniformen und Equipment

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: ichiro [Crawler] und 4 Gäste

Powered by phpBB © 2000, 2002, 2005, 2007 phpBB Group
Style by Webdesign www, książki księgarnia internetowa podręczniki