Fragen zur Feldgrauen Ordonnanz 1914/17

Ob Tunika, Topfhelm oder Brogans, hier wird es gezeigt und diskutiert.

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Beitragvon troupier suisse am Mo 28 Mai, 2007 11:18

Allgemein war vom Schnitt her bereits die Ordonnanz 1914/15 sehr von den Uniformen der K.u.K-Armee geprägt. Bereits zuvor sind stilistische Anleihen in der Feldmütze der Ordonnanz 1898 deutlich erkenbar:

Bild

>> Hier anklicken zum Downloaden Feldmütze

(pdf-Dokument, 2.7 MB)

Das Festhalten am veralteten Stehkragen hat wohl damit zu tun, dass man auf entscheidungstragender Ebene gewisse Traditionen nur ungern ablegte. So hielt man dort auch am kleinen harten Felltornister 98 fest, obschon der Blachenstofftornister 1914/17 eindeutig das zukunftsweisendere Modell war.
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Beitragvon Parabellum am Mo 28 Mai, 2007 11:45

Was mir bei der Ord 14 immer wieder auffällt, sind die Knöpfe, die bei den meisten Offizieren, teilweise aber auch bei Mannschaften im Spitz der farbigen Ärmelpatten getragen wurden. Auf dem Bild, dass von Troupier ins Netz gestellt wurden, sind sie deutlich auch bei Soldaten sichtbar. Auf den meisten Photos im R&G-Album fehlen diese aber. Ich vermute, dass es sich um ein dekoratives Element handelte, dass bei der Einführung angebracht wurde, aber später aus Spargründen verschwand, wie so vieles.....

Etwas anderes, was man auch auf den meisten Photos sehen kann, sind die auf der Höhe von etwa einem Viertel unter den Achselpatten angebrachten Querstege(nicht unterhalb - darunter). Hin und wieder wurden die Achselpatten daruntergeschoben, aber das ist eher selten auf den Photos zu sehen. Was war deren eigentlicher Sinn - eine eigentliche Funktion ist nicht ersichtlich. Bei den Ord 26 und 40 waren sie noch angebracht. Mit der Ord 49 sind sie dann endgültig verschwunden. Auch hier habe ich eine Vermutung von wo dieses Ausrüstungsdetail kommt, aber vielleicht/hoffentlich weiss es jemand besser. In der kuk Armee war es verbreitet, an der rechten(?) Achsel eine kleine Stoffrolle (ca 1-2 cm. Durchmesser) zu tragen, damit der Gewehrriemen wenn über die Schulter gelegt nicht abrutscht. Es könnte sein, dass dieser Quesrsteg ursprünglich zum fixieren einer solchen Rolle gedacht war. Habe aber noch nie eine Abbildung gesehen, die die Verwendung solcher Rollen in der Schweiz belegt.
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Beitragvon troupier suisse am Mo 28 Mai, 2007 12:59

Die Ganiturköpfe in der Spitze der Ärmelpatte waren eine Erscheinung der im Oktober 1914 beschlossenen Ordonnanz 1914. Bereits mit den Ergänzungen und Neuerungen vom 16.März 1915 (woraus sich die Ordonnanz 1914/15 ergab) wurde dieser Garniturkopf wieder fallengelassen. Es wurden also nur wenige Monate solche Patten auf Ärmel aufgenäht, das Gros erhielt 1915 bereits Patten nach neuer Vorschrift. Das Bild unten aus dem Jahr 1916 zeigt Zwei Korporale (noch ohne Unteroffiziersborte am Kragen, die kam erst 1926) des Füsilier Bataillons 44, wobei der eine noch eine Patte der Ordonnanz 14 mit Knopf und der andere eine gemäss den Ergänzungen 1915 trägt:

Bild

Die Ausführungen von Parabellum zum Steg an der Schulterklappe sind wirklich interessant. Ich habe mich bis heute gefragt was diese Dinger sollen. Vielleicht werde ich Jürg Burlet mitten im Pfingstmontag deswegen mal stören um zu fragen was er dazu meint.
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Beitragvon gijoe am Mo 28 Mai, 2007 13:00

Die Franzosen trugen diese Rolle sogar beidseitig .
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Beitragvon Parabellum am Mo 28 Mai, 2007 13:26

gijoe hat geschrieben:Die Franzosen trugen diese Rolle sogar beidseitig .


und jetzt die entscheidende Frage: Hatten die Franzosen auch einen kleinen Quersteg unter den Schulterpatten? Bei den beiden Korporalen sieht man sie übrigens ganz gut.

Interessant ist die vermutlich nicht ganz vorschriftsmässige Verwendung einer Pfeifenschnur (?Uhr) die von zweien links von den beiden andern rechts getragen wird.

Kleine Nebenbermerkung (sorry ich kanns nicht lassen):
:icon_biggrin bei der Einführung der 90er Uniform wurde uns grossartig gepredigt, dass von nun an die Schweizer Uniformen komplett einheitlich sein werden. Wenn ich das Durcheinander sehe, welches heute herrscht kann ich nur laut lachen. Aber der Blick in die Vergangenheit zeigt: Warum soll sich auf diesem Gebiet jemals etwas ändern.

Vielleicht wollen unsere "Generale" endlich eine Berufsarmee, damit nicht ständig ein paar Milizler mit alter Ordonnanz rumlaufen. "Generale" habe ich absichtlich in "" gesetzt. Weil in der Schweiz das eigentlich nur eidgenössische Obersten sind (deshalb Oberstbrigadier, Oberst.... etc.) Bis 1914 war das höchste Rangabzeichen das eines Obersten (Troupier Du hast sicher in Bild von Wille und Sprecher so um ca. 1915/16 mit 3 Nudeln am Tschako) Erst die Ord. 14 führte die Loorbeerstickerei mit Sternen ein. Der Oberstbrigadier hatte aber nur 3 Oberstensterne und wenig Loorber am Hut und die "Generals"-Sterne waren sehr bescheiden verteilt. 1939 hatte der General nur 2 Sterne. Erst im Verlauf des Krieges gabs je einen Stern mehr. Aber der Brigadier war immer noch nur ein besserer Oberst. Erst mit der Ord 49 wurden die Sterne neu verteilt, so dass der General 4 bekam. Keckeis heult sicher jeden Morgen Tränen, dass er immer noch nur 3 Sterne hat und deshalb total NATO-impotent oder ininteroperabel ist.
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Beitragvon gijoe am Mo 28 Mai, 2007 14:14

Die Franzosen hatten nur den Quersteg und den Knopf angenäht. Eine eigentliche Schulterpatte jedoch nicht. Die Rollen wurden untergeschoben und eingeknöpft.
Das CH System ähnelt mehr dem der K&K Armee und scheint mir keinem anderen logischen Zweck als dem oben erwähnte zu dienen,
Wie stark rutscht ein Tornister im praktischen Einsatz ?
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Beitragvon troupier suisse am Mo 28 Mai, 2007 14:21

Ich habe wegen dem Steg an den Schulterpatten Jürg Burlet angerufen. Explizit konnte er nicht sagen ob dieses Detail wirklich zum fixieren einer solchen Rolle gedacht war, wollte es aber durchaus nicht ausschliessen. Er wies aber darauf hin, dass es diesen Steg schon bei der Uniform Ordonnanz 1898 gab, es somit keine Neuerung der feldgrauen Ordonnanz sein kann. Aber schon bei der Ordonnanz 1898 könnte eine Anleihe bei österreichischen Uniformen möglich sein, denn man liess offenbar Musteruniformen der K.u.K. Armee kommen.

Schlussendlich wäre es möglich dass dieser Steg einfach von einem Vorbild kopiert wurde ohne dabei genauer gewusst zu haben wozu er da war. Man nutzte den Steg jedenfalls in feldgrauen Zeiten dazu die Patte drunter zu schlaufen wenn keine Achselschlaufe mit Einheitsnummer getragen wurde, diese wurde ja zur Ordonnanz 98 noch direkt auf die Patte genäht.

Hier sieht man den Steg auf der blauen Feldbluse der Ordonnanz 1898

Bild
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Beitragvon Parabellum am Mo 28 Mai, 2007 15:16

Hab auch etwas gestöbert und bin im Internet fündig geworden:
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Die Theorie, dass man in der Schweiz kopiert hat, ohne genau zu wissen, was, halte ich inzwischen für sehr plausibel. Bei der Schnittmusterzeichnung sieht man recht gut, dass die kuk's diese Vorrichtung nur auf der rechten Seite hatten. Bei den Soldaten in Achtungstellung ist gut zu sehen, wie das Gewehr angehängt ist. Die Schweizer haben dann, ohne genau zu wissen, was das soll, den Steg "verbessert" d.h. auf beiden Seiten aufgenäht und bis 1949 weiterverwendet, ohne dass er je gebraucht worden wäre.
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Beitragvon Hagelhans am Mo 28 Mai, 2007 15:40

oho!

Irgend woie peinlich!

8-[

Sollten wir das Thema nicht besser rauslöschen bevor ein Östereicher dass entdeckt? :-k
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Beitragvon Ordonnanz am Mo 28 Mai, 2007 16:17

Interessante Theorien... Hab mich auch immer gefragt für was dieser Quersteg nötig war.
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