Einführung der getarnten Kampfbekleidung in der Schweizer Armee
In den Ausgaben des uniformkundlichen Magazins "Der Tanzbödeler" Nummern 67 bis 69 hat Rolf Gerster eine Abhandlung zur Einführung der Kampfbekleidung in der Schweizer Armee publiziert. Er geht darin auch auf die ersten Tarnanzüge und deren Muster ein. Erstmals erhielt die Sektion Bewaffnung, Ausrüstung und Organisation der Abteilung Infanterie der KTA (Kriegstechnische Anstalt) im Oktober 1955 die Anweisung einen Tarnanzug analog zu ausländischen Modellen aus Zeltstoff zu fertigen. Der fertige Anzug konnte am 26.10.55 vorgelegt werden.
Es gab aber bereits vor diesem Projekt 1955 scheinbar Versuche mit Bekleidung in Tarnstoff, die allerdings kläglich dokumentiert sind. Gerster hält fest, dass diese frühen Anzüge in Farbe und Schnitt jenen der deutschen Streitkräfte des Krieges ähnlich waren. Der im Oktober 1955 vorgelegte Tarnanzug wurde mehreren Änderungen unterzogen. Von diesem bereinigten Exemplar stellte die Firma Strohmeyer in Kreuzlingen dann 1956 zwanzig Exemplare zur Erprobung her. Dem folgte die Erstellung eines weiteren Prototyps und 1957 die Fertigung von hundert dementsprechenden Tarnanzügen.
Man beachte dass die Bekleidung ursprünglich als Tarnanzug gedacht war, aber sich im Laufe der Entwicklung zum funktionellen Kampfanzug wandelte. Das Muster des genutzten Tarnstoffes weist ganz erhebliche Änhlichkeiten mit dem Leibermuster-Schema auf. Das Schweizer Tarnmuster unterscheidet sich lediglich mit den dominanteren hellen Farbelementen vom deutschen Muster. Es gibt in den Akten keinen dokumentierten Hinweis darauf, dass das deutsche Leibermuster als Vorbild zum Schweizer Tarnmuster genommen wurde, aber starke Indizien deuten darauf hin.
Man vergleiche dazu untenstehenden Schweizer Kampfanzug 1973 mit der deutschen Jacke im Leibermuster-Schema unter diesem Link:
http://powstanie-warszawskie-1944.ac.pl ... muster.htm
Einen interessanten Beitrag zum ähnlichen tschechoslovakischen Tarnmuster der 50er Jahre (mit dominanteren Schwarzelementen) gibt es übrigens hier:
http://www.kamouflage.net/camouflage/en_00126.php
Nachdem im Sommer 1959 eine Artillerierekrutenschule in Sion im neuen Kampfanzug eingekleidet wurde, erfolgte im November des selben Jahres die Abgabe von zweitausend Kampfanzügen an die Truppe. Bis 1962 wurden die Kampfanzüge aus Zeltstoff Pos.2241 hergestellt. Dann wechselte man zum neuen Stoff "Körper" Pos.2240, der während der ganzen übrigen Zeit in der der Kamfanzug in der Armee genutzt wurde Verwendung fand. Das letzte abgeänderte Modell 1973 blieb dann bis zur Einführung des TAZ 90 (Tarnanzug 1990) in Gebrauch. Mit ihm verschwand das alte Tarnmuster.